Softwarenutzung im Unternehmen – On-Premise oder Cloud

Ist es eine gute Strategie, Software direkt vor Ort auf eigenen Servern zu betreiben? Sind Cloud-Lösungen nicht zeitgemäßer? Unternehmen dürfen bei dieser Frage keine pauschale Aussage erwarten. Verschiedene Parameter bestimmen, welche Lösung am besten zur individuellen Ausgangssituation passt.  

Die Cloud ist die Zukunft: Aussagen wie diese locken viele Unternehmen, Daten, Prozesse und Software in die – externe – Cloud zu verlagern. Unternehmen, die ihre Software im eigenen Netzwerk installieren und betreiben – also On-Premise – sehen sich mit der Frage konfrontiert, wie zeitgemäß dies noch ist.

Doch nur, weil sie als innovativ gilt, sollte sich kein Unternehmen für die Cloud entscheiden. Denn ob On-Premise oder Cloud besser ist, hängt immer vom Einzelfall ab. So individuell wie die richtige Software für Unternehmen ist, so individuell sind auch die Argumente für und gegen Cloudlösungen. Volker Holz, Geschäftsführer der cyan.it, rät dazu, sich Zeit zu nehmen, um alle Aspekte einer Migration zu beleuchten.

Ein erster Blick gilt den organisatorischen Voraussetzungen. Bei einem ohnehin gut funktionierenden Rechenzentrumsbetrieb mit engagierten Mitarbeitenden ist On-Premise oft sehr attraktiv. Funktioniert das Rechenzentrum reibungslos und effektiv, kann On-Premise Vorteile bieten. Hat das Unternehmen hier einen Schwachpunkt, kann dies für eine Cloudlösung sprechen.

Wen betriebswirtschaftliche Gründe zu einer Migration in die Cloud bewegen, der sollte genau nachrechnen. Die Kosten einer On-Premise- und einer Cloudlösung sind schwer zu vergleichen, da es sich um ganz unterschiedliche Leistungs- und Lizenzmodelle handelt. Bei On-Premise fallen Hardware, Wartung, Energiekosten und Lizenzen ins Gewicht. Wird dagegen –  wie in vielen Vertragsmodellen vereinbart – nach Leistung abgerechnet, fällt es Unternehmen oft schwer, die entscheidenden Parameter im Vorfeld zu messen und die Kosten verlässlich zu kalkulieren.

Vergleichen müssen Unternehmen auch die Personalkosten: Für beide Lösungen wird Personal benötigt, wenn auch mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten. Natürlich braucht es bei Cloudlösungen keine klassischen Rechenzentrums-Mitarbeitenden mehr. Dennoch ist eigenes IT-Fachpersonal notwendig. Ob es leichter ist, jemanden vor Ort für ein Rechenzentrum zu finden oder jemanden, der die Lösungen in der Cloud (dezentral) betreut, hängt auch vom Unternehmensstandort ab: in strukturschwachen Räumen fehlt womöglich verfügbares Personal. Durch ihre dezentrale Natur bietet sich die Cloud allerdings auch für eine dezentrale Betreuung an.

Besonders intensiv müssen Unternehmen die technischen Faktoren prüfen: Wird es überhaupt gelingen, die Daten, Systeme und Prozesse in die Cloud zu migrieren? Mit welchen Änderungen an der Lösung geht die Migration einher und in welche Iterationen kann man diese unterteilen? Muss die Migration vollständig sein oder kann man Bestandteile inkrementell migrieren? Eine Migrationsstrategie muss Schritt für Schritt entwickelt werden. Unternehmen klären die technischen Aspekte am besten für jede Lösung gesondert.

Auch das Thema Nachhaltigkeit kann in der Abwägung zwischen On-Premise und Cloud eine Rolle spielen. Doch Kenndaten hierzu sind nur schwer vergleichbar. Ein greifbarer Punkt ist der Ressourcenverbrauch im Sinn von Hardware und Leistung. Bei stark schwankenden Anforderungen werden bei einer On-Premise-Lösung die Ressourcen entsprechend der maximalen Leistung bereitgehalten, jedoch selten genutzt. Diese wenig benötigten Ressourcen sind wenig nachhaltig. In der Cloud kann zusätzliche Leistung meist flexibel und oder sogar automatisiert dazugebucht werden.

Werden alle vorhergehenden Aspekte weitgehend positiv bewertet, dann können Unternehmen durch die Migration in die Cloud viel gewinnen: Die Cloud ist dynamischer, skalierbarer und zukunftsfähiger. Leistung kann nach Bedarf erweitert werden, was nicht nur für Unternehmen interessant ist, die von vornherein stark schwankende Kapazitäten benötigen.

Der Begriff Vendor-Lock-in beschreibt die Situation, wenn Aufwand oder Kosten für den Wechsel zu einem anderen Cloud-Anbieter so hoch sind, dass ein Unternehmen mehr oder weniger gezwungen ist, den gewählten Anbieter weiter zu nutzen. Wer in die Cloud migriert, sollte sich nicht zu stark binden: Statt anbieterspezifische Modelle zu wählen, sollten Unternehmen anbieteragnostisch arbeiten. Nur dann ist auch ein späterer Umzug oder eine Multi-Cloud-Strategie effektiv umsetzbar.

Fazit: Es ist grundsätzlich eine zeitgemäße Idee, in die Cloud zu gehen. Aber zuvor sollten Unternehmen alle Voraussetzungen gut prüfen und den Ablauf der Migration genau planen. Wichtig ist, die richtigen Fragen zu stellen, um die bestmögliche Lösung zu finden. Das kann in manchen Fällen natürlich auch eine On-Premise-Lösung sein. „Wer die genannten Punkte beachtet, kann eine belastbare Entscheidung zwischen On-Premise und Cloud gut vorbereiten“, sagt Volker Holz von cyan.it, wo in den vergangenen Jahren zahlreiche Lösungen mit und ohne Einsatz von Cloud-Technologien geschaffen wurden. „Wer sich unsicher ist, lässt sich von seinem Softwarepartner beraten und entwickelt mit diesem eine gemeinsame Strategie.“

Dieser Text ist zuerst erschienen im Magazin der IHK Niederbayern, “Niederbayerische Wirtschaft”, Ausgabe 01/02 2024

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